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Informatives
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Weihnachten in aller Welt
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Der Geist der Weihnacht
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Spaß und Kreatives
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Mitmach-Aktionen
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Schlemmen & Genießen
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Adventsveranstaltungen
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Fernsehen zur Weihnachtszeit
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Heiligabend
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Das Winterwetter
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Aktivitäten + Infos rund um die Seite
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Gedichte
Der Traum
Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Ich lag und schlief; da träumte mir
ein wunderschöner Traum:
Es stand auf unserm Tisch vor mir
ein hoher Weihnachtsbaum.
Und bunte Lichter ohne Zahl,
die brannten ringsumher;
die Zweige waren allzumal
von goldnen Äpfeln schwer.
Und Zuckerpuppen hingen dran;
das war mal eine Pracht!
Da gab's, was ich nur wünschen kann
und was mir Freude macht.
Und als ich nach dem Baume sah
und ganz verwundert stand,
nach einem Apfel griff ich da,
und alles, alles schwand.
Da wacht' ich auf aus meinem Traum,
und dunkel war's um mich.
Du lieber, schöner Weihnachtsbaum,
sag an, wo find' ich dich?
Da war es just, als rief er mir:
"Du darfst nur artig sein;
dann steh' ich wiederum vor dir;
jetzt aber schlaf nur ein!
Und wenn du folgst und artig bist,
dann ist erfüllt dein Traum,
dann bringet dir der heil'ge Christ
den schönsten Weihnachtsbaum.
Der weiße Herr
Dichter unbekannt
Guten Morgen, weißer Herr,
dick und schwer!
In unserem Garten stehn,
ist das nicht schön?
Schau'n Sie nur die Bäume an!
Im Sommer hängen Kirschen dran!
Ihr Hut, mein Herr, ist wirklich sonderbar;
ob er nicht einmal ein Kochtopf war?
Ihre Nase, spitz und gelb, lag sie nicht drüben
im Küchenkorb noch gestern bei den Rüben?
Ach, Ihre Pfeife gibt ja keinen Rauch!
Und Knöpfe fehlen an der Weste auch!
Welcher Schneider hat Ihre Kleider
über Nacht so schön gemacht?
Ihr Wanderstecken ist famos!
Sie wollen mich fangen? Bitte! Los!
Der stille Riese rührt sich nicht;
was ist er doch für ein armer Wicht!
Die Spatzen gehn ohne Manieren
auf seinem Eisenhut spazieren.
Nun schmilzt er gar im Sonnenschein!
Ich möchte wirklich kein Schneemann sein!
Der Weihnachtsabend eines Kellners
Erich Kästner (1899-1974)
Aller Welt dreht er den Rücken,
und sein Blick geht zu Protest.
Und dann murmelt er beim Bücken:
"Ach, du liebes Weihnachtsfest!"
Im Lokal sind nur zwei Kunden.
(Fröhlich sehn die auch nicht aus.)
Und der Kellner zählt die Stunden.
Doch er darf noch nicht nach Haus.
Denn vielleicht kommt doch noch einer,
welcher keinen Christbaum hat,
und allein ist wie sonst keiner
in der feierlichen Stadt.
Dann schon lieber Kellner bleiben
und zur Nacht nach Hause gehn,
als jetzt durch die Straßen treiben
und vor fremden Fenstern stehn.
Der Weihnachtsaufzug
Robert Reinick (1805-1852)
Bald kommt die liebe Weihnachtszeit,
vorauf die ganze Welt sich freut;
das Land, so weit man sehen kann,
sein Winterkleid hat angetan.
Schlaf überall; es hat die Nacht
die laute Welt zur Ruh gebracht -
kein Sternenlicht, kein grünes Reis,
der Himmel schwarz, die Erde weiß.
Da blinkt von fern ein heller Schein -
was mag das für ein Schimmer sein?
Weit übers Feld zieht es daher,
als ob's ein Kranz von Lichtern wär',
und näher rückt es hin zur Stadt,
obgleich verschneit ist jeder Pfad.
Ei seht, ei seht! Es kommt heran!
Oh, schauet doch den Aufzug an!
Zu Roß ein wunderlicher Mann
mit langem Bart und spitzem Hute,
in seinen Händen Sack und Rute.
Sein Gaul hat gar ein bunt Geschirr,
von Schellen dran ein blank Gewirr;
am Kopf des Gauls, statt Federzier,
ein Tannenbaum voll Lichter hier;
der Schnee erglänzt in ihrem Schein,
als wär's ein Meer von Edelstein. -
Wer aber hält den Tannenzweig?
Ein Knabe, schön und wonnereich;
's ist nicht ein Kind von unsrer Art,
hat Flügel an dem Rücken zart. -
Das kann fürwahr nichts andres sein,
als wie vom Himmel ein Engelein!
Nun sagt mir, Kinder, was bedeut't
ein solcher Zug in solcher Zeit? -
Was das bedeut't? Ei, seht doch an,
da frag ich grad beim Rechten an!
Ihr schelmischen Gesichterchen,
ich merk's ihr kennt die Lichterchen,
kennt schon den Mann mit spitzem Hute,
kennt auch den Baum, den Sack, die Rute.
Der alte bärt'ge Ruprecht hier,
er pocht' schon oft an eure Tür;
droht' mit der Rute bösen Buben;
warf Nüß' und Äpfel in die Stuben
für Kinder, die da gut gesinnt. -
Doch kennt ihr auch das Himmelskind?
Oft bracht' es ohne euer Wißen,
wenn ihr noch schlieft in weichen Kißen,
den Weihnachtsbaum zu euch ins Haus,
putzt' wunderherrlich ihn heraus;
Geschenke hing es bunt daran
und steckt' die vielen Lichter an;
flog himmelwärts und schaute wieder
von dort auf euren Jubel nieder.
O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
so überreich an Lust und Freud'!
Hör doch der Kinder Wünsche an
und komme bald, recht bald heran,
und schick uns doch, wir bitten sehr,
mit vollem Sack den Ruprecht her.
Wir fürchten seine Rute nicht,
wir taten allzeit unsre Pflicht.
Drum schick uns auch den Engel gleich
mit seinem Baum, an Gaben reich.
O Weihnachtszeit, du schöne Zeit,
worauf die ganze Welt sich freut!
Der Weihnachtsbaum
Heinrich Seidel (1842-1906)
Schön ist im Frühling die blühende Linde,
bienendurchsummt und rauschend im Winde,
hold von lieblichen Düften umweht...
Schön ist im Sommer die ragende Eiche,
die riesenhafte, titanengleiche,
die da in Wettern und Stürmen besteht.
Schön ist im Herbste des Apfelbaums Krone,
die sich dem fleißigen Pfleger zum Lohne
beugt von goldener Früchte Pracht.
Aber noch schöner weiß ich ein Bäumchen,
das gar so lieblich ins ärmlichste Räumchen
strahlt in der eisigen Winternacht.
Keiner kann mir ein schöneres zeigen.
Lichter blinken in seinen Zweigen,
goldene Äpfel in seinem Geist,
und mit schimmernden Sternen und Kränzen
sieht man ihn leuchten, sieht man ihn glänzen
anmutsvoll zum lieblichsten Fest.
Von seinen Zweigen ein träumerisch Düften
weihrauchwolkig weht in den Lüften,
füllet mit süßer Ahnung den Raum!
Dieser will uns am besten gefallen,
ihn verehren wir jauchzend vor allen,
ihn, den herrlichen Weihnachtsbaum.
Der Winter ist gekommen
Dichter unbekannt
Der Winter ist gekommen,
verstummt ist der Hain;
nun soll uns im Zimmer
ein Liedchen erfreun.
Das glitzert und flimmert
und leuchtet so weiß,
es spiegelt die Sonne
im blitzblanken Eis.
Wir gleiten darüber
auf blinkendem Stahl
und rodeln und jauchzen
vom Hügel ins Tal.
Und senkt sich der Abend,
geht's jubelnd nach Haus
ins trauliche Stübchen
zum Bratapfelschmaus.
Der Winterabend
Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Der Winterabend, das ist die Zeit
der Arbeit und der Fröhlichkeit.
Wenn die andern nähen, stricken und spinnen,
dann müßen wir Kinder auch was beginnen;
wir dürfen nicht müßig sitzen und ruhn,
wir haben auch unser Teil zu tun.
Wir müßen zu morgen uns vorbereiten
und vollenden unsere Schularbeiten.
Und sind wir fertig mit Lesen und Schreiben,
dann können wir unsere Kurzweil treiben...
Und ist der Abend auch noch so lang,
wir kürzen ihn mit Spiel und Gesang.
Und wer ein hübsches Rätsel kann,
der sagts, und wir fangen zu raten an.
Der Wintersmann
Dichter unbekannt
Wer klopft an unsrer Türe an.
Wer ist denn da?
Der Wintersmann!
Er ist gekommen über Nacht
und hat viel Eis und Schnee gebracht.
Laßen wir ihn herein?
O nein, o nein!
Sonst könnt' es gar im Zimmer schnein.
Er soll hübsch auf der Straße bleiben,
wir schauen durch die Fensterscheiben.
Dezember
Hermann Lingg (1820-1905)
Wenn über Wege, tief verschneit,
der Schlitten lustig rennt,
im Spätjahr, in der Dämmerzeit,
die Wochen im Advent,
wenn aus dem Schnee das junge Reh
sich Kräuter sucht und Moose,
blüht unverdorrt im Frost noch fort,
die weiße Weihnachtsrose. Kein Blümchen sonst auf weiter Flur;
in ihrem Dornenkleid
nur sie, die nied're Distel nur,
trotzt allem Winterleid.
Das macht, sie will erwarten still
bis sich die Sonne wendet,
damit sie weiß, daß Schnee und Eis
auch diesmal wieder endet. Doch ist's geschehn, nimmt fühlbar kaum
der Nächte Dunkel ab,
dann sinkt mit einem Hoffnungstraum
auch sie zurück ins Grab.
Nun schläft sie gern; sie hat von fern
des Frühlings Gruß vernommen,
und o wie bald wird glanzumwallt
er sie zu wecken kommen.
Dezemberfreuden
Elise Pinter
Dezemberschnee, Dezembereis,
frohe Kinder, Mütterfleiß,
Nikolaus und Weihnachtßtern,
heil'ger Abend nicht mehr fern. Basteln, singen, Plätzchen backen,
Zweige stecken, Nüße knacken,
Päckchen richten, Freude bringen
hoffen auf ein gut Gelingen. Glocken läuten, es ist soweit,
Weihnachtsabend, Weihnachtsfreud,
Kinderlachen, sel'ge Zeit,
So war's damals, so ist's heut.
Die heil'gen Drei Könige
Heinrich Heine (1797-1856)
Die heil'gen Drei Könige aus dem Morgenland,
sie frugen in jedem Städtchen:
"Wo geht der Weg nach Bethlehem,
ihr lieben Buben und Mädchen?" Die Jungen und Alten, sie wußten es nicht,
die Könige zogen weiter,
sie folgten einem goldenen Stern,
der leuchtete lieblich und heiter. Der Stern bleibt stehn über Josefs Haus,
da sind sie hineingegangen;
das Oechslein brüllt, das Kindlein schrie,
die heil'gen Drei Könige sangen.
Die Heilige Nacht
Ludwig Thoma (1867-1921)
So war der Herr Jesus geboren
im Stall bei der kalten Nacht.
Die Armen, die haben gefroren,
den Reichen war's warm gemacht. Sein Vater ist Schreiner gewesen,
die Mutter war eine Magd,
Sie haben kein Geld beseßen,
sie haben sich wohl geplagt. Kein Wirt hat ins Haus sie genommen;
sie waren von Herzen froh,
daß sie noch in Stall sind gekommen.
Sie legten das Kind auf Stroh. Die Engel, die haben gesungen,
daß wohl ein Wunder geschehn.
Da kamen die Hirten gesprungen
und haben es angesehn. Die Hirten, die will es erbarmen,
wie elend das Kindlein sei.
Es ist eine G'schicht für die Armen,
kein Reicher war nicht dabei.
Die heilige Nacht
Eduard Mörike (1804-1875)
Gesegnet sei die heilige Nacht,
die uns das Licht der Welt gebracht! - Wohl unterm lieben Himmelszelt
die Hirten lagen auf dem Feld. Ein Engel Gottes, licht und klar,
mit seinem Gruß tritt auf sie dar. Vor Angst sie decken ihr Angesicht,
da spricht der Engel: "Fürcht't euch nicht!" "Ich verkünd euch große Freud:
Der Heiland ist geboren heut." Da gehn die Hirten hin in Eil,
zu schaun mit Augen das ewig Heil; zu singen dem süßen Gast Willkomm,
zu bringen ihm ein Lämmlein fromm. - Bald kommen auch gezogen fern
die heilgen drei König' mit ihrem Stern. Sie knieen vor dem Kindlein hold,
schenken ihm Myrrhen, Weihrauch, Gold. Vom Himmel hoch der Engel Heer
frohlocket: "Gott in der Höh sei Ehr!"
Die Könige
Peter Cornelius (1824-1874)
Drei Könige wandern aus Morgenland,
ein Sternlein führt sie zum Jordanstrand,
in Juda fragen und forschen die drei,
wo der neugeborene König sei.
Sie wollen Weihrauch, Myrrhen und Gold
zum Opfer weihen dem Kindlein hold. Und hell erglänzt des Sternes Schein,
zum Stalle gehen die Könige ein,
das Knäblein schaunen sie wonniglich,
anbetend neigen die Könige sich,
sie bringen Weihrauch, Myrrhen und Gold
zum Opfer dar dem Knäblein hold. O Menschenkind! halte treulich Schritt!
Die Kön'ge wandern, o wand're mit!
Der Stern des Friedends, der Gnade Stern
erhelle dein Ziel, wenn du suchest den Herrn:
und fehlen Weihrauch, Myrrhen und Gold,
schenke dein Herz dem Knäblein hold!
Die Legende vom Tannenbaum
Marc Möller
In der Bergpredigt, wie bei Matthäus zu lesen,
ist auch von Bäumen die Rede gewesen.
Der Heiland hatte gesagt, daß Feigen
nicht reifen können auf Diestelzweigen,
daß Trauben nicht wüchsen am Dornenhange,
und daß der Baum, der nicht Früchte trage,
zu nichts wert erscheine auf Erden,
als abgehauen und verbrannt zu werden. Und als er geendet, da ist schon bald
ein Streiten entstanden im nahen Wald.
Die Diesteln, welche die Rede gehört,
waren über die Maßen empört
und haben so recht überlegen gesagt:
"Wir haben noch immer den Eseln behagt!"
Die Dornen reckten die scharfen Spitzen
und sagten: "Das laßen wir nicht auf uns sitzen!"
Die gelben, aufgedunsenen feigen
zeigten ein sattes, blasiertes Schweigen,
und die Trauben blähten sich gar nicht schlecht
und knarrten geschwolen "So ist es recht!" Nur ein zierlicher Tannenbaum
stand verschüchtert, rührte sich kaum,
horchte nicht auf das Rühren und Klagen,
hat sich still und bescheiden betragen
und dachte und dachte in einem fort
an des Heilandes richtendes Wort.
Er fühlte sich ganz besonders getroffen;
er hatte kein Recht, auf Gnade zu hoffen;
die erste Axt mußte ihn zerschlagen;
er wußte nur Tannenzapfen zu tragen;
Früchte hatte er nie gebracht,
das hatte ihn niedergeschlagen gemacht.
Als sich nun aber die Sonne versteckt
und tiefes Dunkel die Erde deckte,
und, ermüdet von Reden und Klagen,
die anderen Bäume im Schlummer lagen,
wollte er nichts vom Schlummer wißen,
hat die Wurzeln aus dem Erdreich gerißen,
und unbemerkt in der stillen Nacht
hat er sich auf den Weg gemacht,
um nach dem strengen Heiland zu gehen
und milderes Urteil sich zu erflehen.
Und als er nach mühseligen Stunden
endlich den langen Gesuchten gefunden
und ihm sein Leid recht herzlich geklagt,
da hat der Heiland lächelnd gesagt:
"Wiße, daß seit Beginn der Welt
ein jeglicher Fluch seinen Segen enthält,
und daß in jeglichem Segenßpruch
verborgen liegt ein heimlicher Fluch!
Den Feigen brachte nur Fluch mein Segen,
weil sie jetzt sündigen Hochmut hegen;
die Trauben haben mir nicht gedankt,
die haben nur mit den Dornen gezankt;
die Disteln ließen sich nicht belehren,
die konnten den Fluch nicht zum Segen kehren;
du aber hast dich beßer bedacht!
Du hast aus dem Fluch einen Segen gemacht!
Und dein Bittgang sei nicht umsonst gewagt!
Zwar - was gesagt ist, das bleibt gesagt.
Dein Schicksal ist jetzt nicht mehr zu trennen
vom Abhau'n und im Ofen-Verbrennen;
aber: ich will dich erheben und ehren,
ich will einen rühmlichen Tod dir bescheren!
Dich soll kein Winterschlaf traurig umschließen!
Ein doppeltes Leben sollst du genießen!
Und auf deinen zierlichen Zweigen
sollen die herrlichsten Früchte sich zeigen,
soll man Lichter und Zierat schaun!
Freilich - erst wenn du abgehaun!
Sei wie ein Held, der für andere leidet,
der in blühender Jugend strahlend verscheidet.
Damit dein Leben, das kurze, doch reiche,
meinem irdischen Wandel gleiche!
Du sollst ein Bote des Friedens sein!
Du sollst glänzen im Heiligenschein!
Den Kindern sollst du Freude verkünden!
Den Sünder wecken aus seinen Sünden!
Gesang und Jubel soll dich umtönen!
Mein lieblichstes Fest, sollst Du lieblich verschönen!
Du bist von allen Bäumen hienieden
der gesegnetste! - Zieh hin in Frieden.
Ein Fichtenbaum steht einsam
Heinrich Heine (1797-1856)
Ein Fichtenbaum steht einsam
Im Norden auf kahler Höh'.
Ihn schläfert; mit weißer Decke
Umhüllen ihn Eis und Schnee. Er träumt von einer Palme,
Die, fern im Morgenland,
Einsam und schweigend trauert
Auf brennender Felsenwand.
Ein Gedicht über den Schnee
Christian Friedrich Hebbel (1813-1863)
Unendlich dehnt sie sich, die weiße Fläche,
bis auf den letzten Hauch von Leben leer;
die muntern Pulse stocken längst, die Bäche,
es regt sich selbst der kalte Wind nicht mehr. Der Rabe dort, im Berg von Schnee und Eise,
erstarrt und hungrig, gräbt sich tief hinab,
und gräbt er nicht heraus den Bißen Speise,
so gräbt er, glaub' ich, sich hinein ins Grab. Die Sonne, einmal noch durch Wolken blitzend,
wirft einen letzten Blick auf's öde Land,
doch, gähnend auf dem Thron des Lebens sitzend,
trotzt ihr der Tod im weißen Festgewand.
Ein Jahr muß nun vergehen
Hans Baumann (1914-1988)
Ein Jahr muß nun vergehen in alle Welt verschneit,
Und wird doch bald erstehen, hoch über alle Zeit. Das alte Jahr muß bringen sein Licht dem neuen Jahr,
Doch seine Sterne springen am ganzen Himmel gar. Ein Jahr wird nun verloren in unsrer Erde Schoß,
Wird neu und jung geboren und leuchtet, leuchtet groß.
Ein Licht, das leuchten will
Hedwig von Redern (1866-1935)
Ein Licht, das leuchten will, muss sich verzehren;
Trost, Licht und Wärme spendend, stirbt es still.
Ein Licht, das leuchten will, kann nichts begehren,
als dort zu stehen, wo's der Meister will. Ein Licht, das leuchten will, dem muss genügen,
dass man das Licht nicht achtet, nur den Schein.
Ein Licht, das leuchten will, muss sich drein fügen,
für andre Kraft und für sich nichts zu sein. Ein Licht, das leuchten will, darf auch nicht fragen,
ob's vielen leuchtet oder einem nur.
Ein Licht, das leuchten will, muss Strahlen tragen,
wo man es braucht, da lässt es seine Spur. Ein Licht, das leuchten will in Meisters Händen,
es ist ja nichts, als nur ein Widerschein;
des ew'gen Lichtes Glanz darf es uns spenden,
ein Licht, das leuchten will für Gott allein.
Ein neues Buch, ein neues Jahr
Theodor Fontane (1819-1898)
Ein neues Buch, ein neues Jahr
was werden die Tage bringen? Wirds werden, wie es immer war,
halb scheitern, halb gelingen? Ich möchte leben, bis all dies Glühn
rücklässt einen leuchtenden Funken. Und nicht vergeht, wie die Flamm im Kamin,
die eben zu Asche gesunken.
Ein Weihnachtsgruß
Dichter unbekannt
Der helle Glanz des Weihnachtssterns
erstrahle Euch im Herzen,
in Euren Seelen spiegle sich
das warme Licht der Kerzen. Laßet uns beim Feiern in der Nacht, beim Singen und beim Schenken
an alle, die nicht feiern können, auch ein wenig denken.
Und dafür sorgen, daß auch sie zur Weihnacht Glück verspüren.
Laßet uns deshalb die Herzen öffnen, aber auch die Türen. Den Reichtum sendet gerne aus,
die Armut holt herein,
dann wird die Weihnachtszeit für uns
erst wahrhaft fröhlich sein. In herzlicher Verbundenheit
seid froh gegrüßt zur Weihnachtszeit.
Wir wollen eines uns nur schenken,
daß wir gerne aneinander denken. Ein Wunsch noch: Baldiges Wiedersehen!
Erfüllt er sich, das wäre schön.
Ein Winterabend
Georg Trakl (1887-1914)
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt. Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft. Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinert die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
Ein winterliches Gedicht
Alexander Puschkin (1799-1837)
Erst gesten war es, denkst du daran?
Es ging der Tag zur Neige.
Ein böser Schneesturm da begann
und brach die dürren Zweige.
Der Sturmwind blies die Sterne weg,
die Lichter, die wir lieben.
Vom Monde gar war nur ein Fleck,
ein gelber Schein geblieben.
Und jetzt? So schau doch nur hinaus:
Die Welt ertrinkt in Wonne.
Ein weißer Teppich liegt jetzt aus.
Es strahlt und lacht die Sonne.
Wohin du siehst: Ganz puderweiß
geschmückt sind alle Felder.
der Bach rauscht lustig unterm Eis.
Nur finster stehn die Wälder.
Eisblumen
Karl Krolow (1915-1999)
Blumen, zärtlich hingehaucht,
tief vom Frost umfangen,
hold in halbes Licht getaucht,
sind mir aufgegangen. Ohne Zahl. Sind froh erwacht
aus dem Wintergrunde,
blühen mir zur nahen Nacht
Stunde wohl um Stunde. Leben leicht und ohne Not
wie die Sommerfalter.
Leise ist ihr Blumentod,
schnell und ohne Alter.
Erster Schnee
Christian Morgenstern (1871-1914)
Aus silbergrauen Gründen tritt
ein schlankes Reh
im winterlichen Wald
und prüft vorsichtig Schritt für Schritt,
den reinen, kühlen, frischgefallenen Schnee.
Und deiner denk ich, zierlichste Gestalt.
Erwartung der Weihnacht
Otto Ernst (1862-1926)
Noch eine Nacht und aus den Lüften
herniederströmt das goldne Licht
der wundersamen Weihnachtsfreude,
verklärend jedes Ungesicht. Und wieder klingt die alte Sage,
wie einst die Lieb geboren ward,
die unbegrenzte Menschenliebe
in einem Kindlein hold und zart. Nun zieht ein süß erschauernd Ahnen
durch Höhn und Tiefen, Flur und Feld.
Nun deckt geheimnisvoll ein Schleier
des trauten Heimes kleine Welt. Dahinter strahlts und lachts und flimmerts
und ist der süßen Rätsel voll,
durch alle Räume weht ein Odem
der Freude, die da kommen soll. Und draußen nicken Bäum und Büsche
So leis in winterklarer Luft.
Die Kunde kommt, dass neues Leben
sich wieder regt in tiefer Gruft. Es knarrt die Eiche vor dem Fenster,
sie träumt von langer Zeiten Lauf,
da steigt wohl auch ein froh Erinnern
in ihre Krone still hinauf. O weilt, ihr jugendschönen Stunden,
verweile du, der Hoffnung Glück!
Vermöcht ichs nur mit allen Kräften
der Seele hielt ich dich zurück. Ihr süßen Träume des Erwartens,
der Wunder und Gedicht voll,
ihr seid noch schöner als der Jubel,
die Freude, die da kommen soll.
Es gibt so wunderweiße Nächte
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Es gibt so wunderweiße Nächte,
Drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert manchen Stern so lind,
Als ob er fromme Hirten brächte
Zu einem neuem Jesuskind. Weit wie mit dichtem Diamantenstaube
Bestreut, erscheinen Flur und Flut,
Und in die Herzen, traumgemut,
Steigt ein kapellenloser Glaube,
Der leise seine Wunder tut.
Es ist Advent!
Friedrich Wilhelm Kritzinger (1816-1890)
Die Blumen sind verblüht im Tal, die Vöglein heimgezogen;
Der Himmel schwebt so grau und fahl, es brausen kalte Wogen.
Und doch nicht Leid im Herzen brennt: Es ist Advent! Es zieht ein Hoffen durch die Welt, ein starkes, frohes Hoffen;
das schließet auf der Armen Zelt und macht Paläste offen;
das kleinste Kind die Ursach kennt: Es ist Advent! Advent, Advent, du Lerchensang von Weihnachts Frühlingßtunde!
Advent, Advent, du Glockenklang vom neuen Gnadenbunde!
Du Morgenstrahl von Gott gesendt! Es ist Advent!
Es treibt der Wind im Winterwalde...
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Es treibt der Wind im Winterwalde
Die Flockenherde wie ein Hirt,
Und manche Tanne ahnt, wie balde
Sie fromm und lichterheilig wird.
Sie lauscht hinaus. Den weißen Wegen
Streckt sie die Zweige hin bereit
Und wehrt dem Wind und wächst entgegen
Der einen Nacht der Herrlichkeit.
Heilige Nacht
Gerhard von Amyntor (1831-1910)
Das Licht wird aus dem Schloß der Nacht geboren,
es leuchten Sterne nur auf dunklem Grunde,
drum, Menschenkind, gib nimmer dich verloren
und harr' getrost der weihnachtlichen Stunde! Wenn du beharrst, es nah'n auch deiner Kammer
dereinst die Hirten mit der frohen Kunde -
die Nacht wird hell, es schwinden Not und Jammer,
und Lobgesang tönt von der Engel Mund.
Heute tanzen alle Sterne
James Krüss (1926-1997)
Heute tanzen alle Sterne
und der Mond ist blank geputzt.
Petrus in der Himmelsferne
hat sich seinen Bart gestutzt. Überall erklingt Geläute,
fröhlich schmückt sich Gross und Klein.
Und die Heiligen tragen heute
ihren Sonntag-Heiligenschein. Es ertönen tausend Flöten,
tausend Kerzen geben Glanz.
Und die würdigen Kometen
Wedeln lustig mit dem Schwanz. Hintern Zaum im Paradiese
gar nicht weit vom Himmelstor
musiziert auf einer Wiese
auch der Engelskinderchor. Ihre roten Tröpfelnasen
putzen sich die Kleinen schnell
und dann singen sie und blasen
auf Fanfaren, silberhell. Jedes Jahr um diese Stunde
singen sie nach altem Brauch.
Alle Sterne in der Runde
lauschen - und die Menschen auch. Manchmal, aber leise, leise
wird der Chor der Engel stumm.
Und im ganzen Erdenkreise
geht ein sanftes Flüstern um. Dann erscheinen sieben Schimmel
zärtlich ruft es "Hüh und hott!"
Und gemächlich durch den Himmel
fährt daher der liebe Gott. Da verstummen alle Lieder
und die Engel machen fix
mit gefaltetem Gefieder
vor dem Herrgott einen Knicks. Alle goldenen Sternenherden
drehn sich still dazu im Tanz.
Und im Himmel wie auf Erden
leuchtet Weihnachtskerzenglanz.
Im Schnee
Gottfried Keller (1819-1890)
Wie naht das finster türmende
Gewölk so schwarz und schwer!
Wie jagt der Wind, der stürmende,
Das Schneegestöber her! Verschwunden ist die blühende
Und grüne Weltgestalt;
Es eilt der Fuß, der fliehende,
Im Schneefeld naß und kalt. Wohl dem, der nun zufrieden ist
Und innerlich sich kennt!
Dem warm ein Herz beschieden ist,
Das heimlich loht und brennt! Wo, traulich sich dran schmiegend, es
Die wache Seele schürt,
Ein perlend, nie versiegendes
Gedankenbrauwerk rührt!
Im Winter
Max von Schenkendorf (1783-1817)
Die Tage sind so dunkel,
die Nächte lang und kalt;
doch übet Sternenfunkel
noch über uns Gewalt. Und sehen wir es scheinen
aus weiter, weiter Fern',
so denken wir, die Seinen,
der Zukunft unsres Herrn. Er war einmal erschienen
in ferner sel'ger Zeit,
da waren, ihm zu dienen,
die Weisen gleich bereit. Der Lenz ist fortgezogen,
der Sommer ist entflohn:
doch fließen warme Wogen,
doch klingt ein Liebeston. Es rinnt aus Jesu Herzen,
es spricht aus Jesu Mund,
ein Quell der Lust und Schmerzen,
wie damals, noch zur Stund'. Wir wollen nach dir blicken,
o Licht, das ewig brennt,
wir wollen uns beschicken
zum seligen Advent!
Im Winter
Georg Trakl (1887-1914)
Der Acker leuchtet weiß und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen über dem Weiher
Und Jäger steigen nieder vom Wald. Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
Bisweilen schnellt sehr fern ein Schlitten
Und langsam steigt der graue Mond. Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben plätschern in blutigen Goßen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschoßen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.
Im Winter
Betty Paoli (1814-1894)
Wiesengrund und Bergeshöh'
Liegen wie begraben,
Auf dem schimmernd weißen Schnee
Tummeln sich die Raben. Mag die Sonne auch ihr Licht
Fernehin entsenden,
Es erquickt und wärmet nicht,
Kann nur schmerzlich blenden. Dicht vor meinem Fenster steht
Eine schlanke Linde,
Mit Demanten übersä't
Stöhnet sie im Winde. An die Scheiben pocht sie leis',
Leis' wie Glöckchen läuten;
Was sie sagen will, ich weiß
Mir es wohl zu deuten. Arme Linde! Tag und Nacht
Scheinst du mir zu klagen:
»Dürft ich doch, statt todter Pracht,
Wieder Blüthen tragen!«
Immer ein Lichtlein mehr
Matthias Claudius (1740-1815)
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden. Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer. Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!
In den Sternen steht's
Käthe Fürstenberg
Bunt wie Sommertage
ging der Herbst vorbei.
Man liebe und bewahre
sich seine schöne Zeit. Wie vom Wind verweht
verging ein Jahr,
doch was in den Sternen steht,
bringt ein neuer Tag. Es ist ein Hasten und ein Sehnen
in der Weihnachtszeit,
bis die Lichter brennen,
ist es nicht mehr weit.
In der Neujahrsnacht
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
Die Kirchturmglocke
schlägt zwölfmal Bumm.
Das alte Jahr ist wieder mal um. Die Menschen können sich in den Gassen
vor lauter Übermut gar nicht mehr fassen.
Sie singen und springen umher wie die Flöhe
und werfen die Mützen in die Höhe. Der Schornsteinfegergeselle Schwerzlich
küßt Konditor Krause recht herzlich.
Der alte Gendarm brummt heute sogar
ein freundliches: Prosit zum neuen Jahr.
In Weihnachtszeiten
Hermann Hesse (1877-1962)
In Weihnachtszeiten reis' ich gern
Und bin dem Kinderjubel fern
Und geh' in Wald und Schnee allein.
Und manchmal, doch nicht jedes Jahr,
Trifft meine gute Stunde ein,
Daß ich von allem, was da war,
Auf einen Augenblick gesunde
Und irgendwo im Wald für eine Stunde
Der Kindheit Duft erfühle tief im Sinn
Und wieder Knabe bin...
Jahres-Ende
Maria Luise Weißmann (1899-1929)
Du greises Jahr: du eilst, dem Ziele zu
Rascher und rascher, sehnst dich nach der Ruh
In einem tiefen grenzenlosen Tod.
Doch sieh: ich eile schneller, nach dem Rot
Des neuen Morgens gierig, dir voraus.
O komm! Hinübergeh! Lösch aus, lösch aus!
Gezeichnetes, Beladenes, befleckt
Mit großer Müdigkeit, mit Schmerz bedeckt -
Vergeh - ich werde! Stirb - und ich vermag
Aufzuerstehn: o neuer, reinster Tag!
Jahreswechsel
Louise Otto (1819-1895)
Wenn hoch vom Turm die Glocken klingen,
In mitternächtlich ernster Stund'
Des Jahres Scheidegruß zu bringen:
Dann lauschen wir, als werd' uns kund,
Was nun der neue Lauf der Horen
Uns Erdenpilgern bieten mag -
Das Jahr ward neuverjüngt geboren
Und festlich grüßt sein erster Tag.
Doch ist vergeblich alles Fragen,
Die Antwort lautet immer gleich:
Propheten sind aus unsern Tagen
Verbannt ins dunkle Sagenreich.
Kein Blick darf in die Werkstatt schweifen,
In der des Menschen Los sich webt,
Kein Arm in das Getriebe greifen,
Das Schicksals-Fäden senkt und hebt!
Das mußten alle wir erfahren
In unsrer Lieben engem Kreis -
Gebrochen müßen wir gewahren
Manch hoffnungsgrüne frisches Reis,
Und wo wir's ahnend kaum vermutet,
Da kam uns Rettung aus der Not,
Indeßen dort ein Herz verblutet
Weil ihm sein Liebstes nahm der Tod!
Nur eitel ist das ird'sche Hoffen
Das sich an äußre Zeichen hält,
Ist nicht in uns ein Himmel offen,
Von dem kein Stern herunterfällt.
Wie sehr auch Sturm und Donner wettert
Und frische Hoffnungßaat zerschlägt
Und alle Rosen uns entblättert,
Wie Staub in alle Winde trägt.
Ein Himmel, den wir sicher schauen,
Wenn sich der Blick nur aufwärts hebt,
Ein Himmel, den wir selber bauen,
Wenn wir zum höchsten Ziel gestrebt,
Ein Himmel, draus seit Ewigkeiten
Zu uns die Schöpfungsformel spricht,
Die heiligste für alle Zeiten
Kein Chaos mehr! - es werde Licht!
Kein Chaos mehr - in unserm Leben,
Kein Chaos mehr im Vaterland!
Es werde Licht, - dies unser Streben,
Die Waffe dies in unsrer Hand
Des Gottesfunkens treue Wächter
An heil'ger Freiheit Hochaltar,
Und Feinde aller Lichtverächter:
So grüßen wir das neue Jahr.
Knecht Ruprecht
Theodor Storm (1817-1888)
Von drauß vom Walde komm' ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor,
Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann,
Da rief's mich mit heller Stimme an:
"Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alt' und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens ruhn;
Und morgen flieg' ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!"
Ich sprach: "O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo's eitel gute Kinder hat." -
"Hast denn das Säcklein auch bei dir?"
Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier;
Denn Äpfel, Nuß und Mandelkern
Essen fromme Kinder gern." -
"Hast denn die Rute auch bei dir?"
Ich sprach: "Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten."
Christkindlein sprach: "So ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
Von drauß vom Walde komm' ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich's hierinnen find'!
Sind's gute Kind, sind's böse Kind?
Lebhafte Winterstraße
Joachim Ringelnatz (1883-1934)
Es gehen Menschen vor mir hin
Und gehen mir vorbei, und keiner
Davon ist so, wie ich es bin.
Es blickt ein jedes so nach seiner
Gegebenen Art in seine Welt. Wer hat die Menschen so entstellt? Ich sehe sie getrieben treiben.
Warum sie wohl nie stehenbleiben,
Zu sehen, was nach ihnen sieht?
Warum der Mensch vorm Menschen flieht? Und eine weiße Weite Schnee
Verdreckt sich unter ihren Füßen.
So viele Menschen. Mir ist weh:
Keinen von ihnen darf ich grüßen.
Lied des Nussknacker
Heinrich Hoffmann (1809-1894)
"König Nussknacker, so heiss ich.
Harte Nüsse, die zerbeiss' ich.
Süsse Kerne schluck' ich fleissig;
doch die Schalen, ei! die schmeiss' ich
lieber Andern hin,
weil ich König bin. Aber seid nicht bang!
Zwar mein Bart ist lang,
und mein Kopf ist dick
und gar wild der Blick;
doch was tut denn das?
Tu' kein'm Menschen was;
bin im Herzensgrund,
trotz dem grossen Mund,
ganz ein guter Jung',
lieb' Veränderung;
amüsir' mich gern
wie die grossen Herrn;
Arbeit wird mir schwer
und dann mag ich sehr
frommen Kindersinn
weil ich König bin."
Morgen kommt der Weihnachtsmann
Dichter unbekannt
Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben,
Trommel, Pfeifen und Gewehr, Fahn und Säbel und noch mehr.
Ja ein ganzes Kriegesheer möcht ich gerne haben. Bring uns, lieber Weihnachtsmann, bring auch morgen, bringe
Musketier und Grenadier, Zottelbär und Panthertier,
Roß und Esel, Schaf und Stier, lauter schöne Dinge. Doch du weißt ja unsern Wunsch, kennst ja unsre Herzen,
Kinder, Vater und Mama, auch sogar der Großpapa,
Alle, alle sind wir da, warten dein mit Schmerzen.
Morgensonne im Winter
Christian Morgenstern (1871-1914)
Auf den eisbedeckten Scheiben
fängt im Morgensonnenlichte
Blum und Scholle an zu treiben.
Löst in diamantnen Tränen
ihren Frost und ihre Dichte,
rinnt herab in Perlensträhnen.
Herz, o Herz, nach langem Wähnen
laß auch deines Glücks Geschichte
diamantne Tränen schreiben!
Neujahrs Gedicht
Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Wir
wollen
glauben
an
ein langes Jahr,
das uns gegeben ist,
neu,
unberührt, voll nie gewesener Dinge,
voll nie getaner Arbeit,
voll Aufgabe,
Anspruch und Zumutung.
Wir wollen sehen,
dass wir's nehmen lernen, ohne allzu viel fallen zu lassen
von dem
was es zu vergeben hat, an die, die Notwendiges, Ernstes und
Großes von ihm verlangen.
Neujahrsglocken
Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898)
In den Lüften schwellendes Gedröhne,
Leicht wie Halme beugt der Wind die Töne:
Leis verhallen, die zum ersten riefen,
Neu Geläute hebt sich aus den Tiefen.
Große Heere, nicht ein einzler Rufer!
Wohllaut flutet ohne Strand und Ufer.
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